
LEGENDE
Haben Sie Geschichten auch gern? Ich werde Ihnen eine erzählen...
«The White Rabbit», die Legende des weissen Hasen.
In der Hasenstadt, in der White Rabbit aufwuchs, lebte es sich gut. Die meisten Hasen wohnten in komfortablen Höhlen, hatten einen gut bezahlten Job und konnten sich mehrmals im Jahr Ferien leisten. Da den Hasen die schönsten Mohrrüben fast von allein in den Hasenmund wuchsen, wurden sie immer molliger. Darunter litt nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Gesundheit und damit ihre Lebensqualität. Der Hasenrat hatte also allen Grund einzuschreiten. Er liess in der ganzen Stadt sogenannte Studios einrichten, in denen die Hasen nach getaner Arbeit etwas für ihre Gesundheit tun konnten, z.B. herumtollen, strampeln, Kugeln heben und vieles mehr. Am beliebtesten war das Hakenschlagen, eine Art Verfolgungsjagd, bei der es darum ging, den Verfolger durch plötzliche Richtungswechsel zu täuschen und ihn so abzuhängen.
Am Anfang gefiel den Hasen der regelmässige Besuch in den Hasenstudios gut. Das Schwitzen schien sich zu lohnen. Das zeigte der Blick in den Spiegel deutlich: Die ungeliebten Rundungen verschwanden allmählich, die Hasen wurden wieder fit und schön. Leider hielt diese Veränderung nicht lange an. Mit der Zeit verleidete es den Hasen, die grauen, öden Studios aufzusuchen und sich unter der Anleitung von verbissenen Hasentrainern schweisstreibenden Übungen zu unterziehen. Nein, lustig war das nicht. Im Gegenteil, das kam den Hasen so tierisch ernst vor, dass sie auf dem Weg in die Studios immer öfter in eine Bar abbogen und bis in die frühen Morgenstunden dort hängen blieben. Noch schneller als sie abgenommen hatten, legten sie wieder an Gewicht zu. Die alten Probleme waren wieder da. Die Hasenregierung wusste nicht mehr aus und ein.
Nach langem Grübeln kam dem Hasenminister für Gesundheit und Sport plötzlich in den Sinn, dass in seiner Nachbarschaft ein schöner, weisser Hase lebte, den alle respektvoll „The White Rabbit“ nannten. Der Respekt, der ihm von Alt und Jung entgegengebracht wurde, kam daher, dass White Rabbit nicht nur ein schneeweisses Fell, sondern auch ein helles Gemüt besass. Er war zu allen Hasen freundlich und hilfsbereit. Man schätzte seine Offenheit, man pries seine Gastfreundschaft, man bewunderte seinen Sinn für das Schöne. Die innere Schönheit, die White Rabbit ausstrahlte, drückte sich auch in einer äusseren Schönheit aus. Oder war es umgekehrt? Jedenfalls schien White Rabbit über ein Geheimrezept zu verfügen, das ihn unanfechtbar machte für die Verführungen des masslosen Rübenkomsums, die Freuden des übermässigen Trinkens, die Bequemlichkeit des Herumhängens. Und wenn dem so war, konnte man ihn dann im Interesse des allgemeinen Hasenwohls nicht dazu verpflichten, dieses Rezept öffentlich bekannt zu machen? Natürlich, da waren sich alle Vertreter im Hasenrat für einmal einig: Man musste White Rabbit sofort vorladen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Gesagt, getan. Es schien White Rabbit nichts auszumachen, vor dem Hasenrat erscheinen zu müssen. Im Gegenteil, er betrachtete es als grosse Ehre, dass sich diese grossen Tiere für seinen Lebensstil zu interessieren schienen. «Wie kommt es», wollten die Fragesteller wissen, «dass dein Fell so schön glänzt, deine Augen so freundlich strahlen, deine Muskeln so beweglich und stark sind, obwohl du – wie wir vernommen haben – nie ein Hasenstudio aufgesucht hast?» Und als White Rabbit seine Stimme zur Antwort erhob, richteten die Minister ihre Hasenohren schnurgerade auf, um ja kein Wort zu verpassen. «Es gibt nur drei Dinge» begann dieser, «die mir in meinem Hasenleben wichtig geworden sind: die Freude, die Schönheit und die Bewegung. Die Freude ist das Wichtigste, sie ist die Grundlage meiner Hasenphilosophie, sie taucht das ganze Dasein in ein wohliges Licht. Die Freude nährt sich von der Schönheit. Sorgfältig habe ich meine Hasenwohnung eingerichtet, auf jede Kleinigkeit habe ich geachtet. Die Schönheit adelt den Gegenstand. Der schöne Gegenstand wiederum schmeichelt den Sinnen, die ihn wahrnehmen. Wer die Sinne belebt, belebt den Körper, versetzt ihn in seinen Naturzustand. Der Naturzustand des Körpers ist die Bewegung. In der Bewegung feiert der Körper ein Fest. So wird der Kreislauf der Freude am Leben erhalten. Darin liegt die Weisheit meiner ganzen Hasenphilosophie. Nach ihr lebe ich und wie Sie sehen, hat sie sich bis heute bestens bewährt.»
Lange herrschte andächtige Stille im Raum. Als Erster räusperte sich der Minister für Innere Angelegenheiten, ein alter Hase, der gewillt war, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. «Lieber White Rabbit, wie Sie sehen, haben Ihre Worte grossen Eindruck auf uns gemacht. Sie dürfen Ihre Philosophie unmöglich für sich behalten. Ja, ich würde sagen, Sie sind moralisch verpflichtet, sie nach aussen zu tragen. Ich schlage vor, dass Sie mit unserer Unterstützung ein Hasenstudio eröffnen, in dem Sie diesen Geist der Freude, der Schönheit und der Bewegung an alle interessierten Hasen weitergeben. Natürlich wird es kein gewöhnliches Hasenstudio sein. Es wird Ihre ganz persönliche, unverwechselbare Handschrift tragen. Deshalb nennen Sie es am besten «The White Rabbit». Sie werden sehen, dass Ihnen die Hasenherzen innert kürzester Zeit zufliegen werden.»
Auf eine solche Idee wäre White Rabbit nicht gekommen, dafür war er wohl zu bescheiden. Jetzt aber liess er sich von der Begeisterung des alten Hasen anstecken und vor seinem inneren Hasenauge sah er schon einen schönen, hellen, wunderbar eingerichteten Raum, in dem er die ersten Besucher empfing, fröhlich und herzlich, wie es seiner Natur entsprach. Und ebenso fröhlich und herzlich strahlte es zurück, denn was er seinen Besuchern zu geben hatte, war nicht wenig: Freude, Schönheit und Bewegung. Und wie aus einem Traum erwachend, wendete er sich zum Hasenrat: «Ja, ich bin mit Ihrem Vorschlag einverstanden. Ich werde ein Studio einrichten und meine Hasenphilosophie an alle weitergeben, die sich von ihr angesprochen fühlen. Dafür will ich mit meinem Namen bürgen.
Nun denn, willkommen in «THE WHITE RABBIT - HEALTH CLUB» !
Ihr James